Miklós Erdély

Die Geschichte des Zufalls

 

Zufällig war nichts. Es gab keinen Grund, daß etwas sein sollte. Aber es gab auch keinen Grund, daß irgendetwas nicht sein sollte. Überhaupt gab es keinen Grund dafür, daß es einen Grund haben mußte, daß etwas etwas anderes verursachte oder verhinderte. Nachdem nichts verhinderte, daß etwas sein konnte, ist zufällig etwas geworden. Zufällig wurde dieses Etwas so etwas, das in der Lage war, sich zu verändern. Genauer gesagt, war das Nichts zufällig nicht gleich, es gab ein Nichts, das war nicht fähig, sich zu verändern, das blieb ein Nichts, aber zufällig gab es im unendlichen Nichts ein Nichts, das zufällig nicht so sehr nichts war, daß es nicht zufällig auch fähig gewesen wäre, sich zu verändern. Zufällig veränderte es sich in etwas, das auch weiterhin fähig war, sich zu verändern. Wahrscheinlich gab es auch reichlich solche Etwas, die nicht fähig waren, sich weiter zu verändern, und so blieben sie, wie sie zufällig gelungen waren. Unter jenen Etwas, die fähig waren, sich zu verändern, gab es zufällig solche Etwas, die fähig waren, aufeinander und auch auf die, die nicht fähig waren, sich selbst zu verändern, einzuwirken. Zufällig konnten sie nur auf die über sonstige zufällige Eigenschaften verfügenden Etwas eine bestimmte Wirkung ausüben, so wurden bestimmte Wirkungsformen vorherrschend, andere Wirkungsformen verschwanden, und wieder andere haben sich zufällig niemals offenbart. Die verschwundenen und die nie offenbarten Wirkungsformen können wir nicht berücksichtigen, denn sie sind nicht vorhanden. Die Wirkungsformen, die durch ihre zufällige Ausschließlichkeit erhalten blieben, zeigen sich als Naturgesetze, obwohl sie, da sie ihre Existenz dem Zufall verdanken, sich auch zufällig verändern oder zufällig verschwinden könnten. Das, was zufällig zustande gekommen ist, kann sich nicht gegen den Zufall versichern, wenn es nicht irgendwie zufällig in den Besitz einer Eigenschaft gelangt, die es befähigt, sich zufällig gegen den Zufall zu versichern. Das Etwas oder der Jemand, das oder der zufällig den Fall, daß etwas da ist, mehr schätzt als den, daß überhaupt nichts da ist, kann diesen Fall als zufälliges Glück ansehen. So wie eine ziemlich hohe Zahl an Zufällen zur Herausbildung eines Gesetzes führt, stellt die Durchsetzung der ziemlich hohen Zahl von Gesetzen auch die Wirkung des Zufalls wieder her.

 

 

Übersetzt von Hannelore Schmör-Weichenhain